Legenden des VfL Rheinhausen unter sich

Aus der RP vom 23.03.2023:

Rund 150 ehemalige Handballerinnen und Handballer des Vereins haben sich im Klubhaus getroffen, um über alte und erfolgreiche Zeiten zu sprechen. Die Idee hatten die ehemaligen Spieler Nils Petersen und Markus Sadowski.

VON STEPHAN SADOWSKI

Geht man dem ursprünglichen Sinn des Wortes „Legende“ nach, so führt es auf ein Gerundivum des lateinischen Verbs „legere“, zu deutsch „lesen“, zurück. Übersetzt hieße es etwa „jemand, von dem gelesen werden muss“. Aber egal, ob viel über die einzelnen Handballer und Handballerinnen des VfL Rheinhausen geschrieben wurde und somit gelesen werden konnte – Legenden sind sie allemal an diesem Abend, denn es gilt: Wer einmal das VfL-Trikot im Seniorenbereich übergezogen hat, zählt zu dem erlauchten Kreis. Die Idee zu diesem „Legenden-Treffen“ hatten die ehemaligen Handballer Nils Petersen und Markus Sadowski. Kurzerhand informierten sie über Whatsapp ehemalige Mitspieler und Mitspielerinnen, sodass die Gruppe immer weiter bis auf mehr als 200 Teilnehmer anwuchs.

Und tatsächlich, etwa 150 frühere Spieler und Spielerinnen hatten den Weg ins Klubhaus des VfL Rheinhausen gefunden, um über alte Zeiten zu klönen oder sich als Legenden einfach nur feiern zu lassen. Denn einige spielten sogar noch in den „goldenen Siebzigern“ in der Oberliga mit dem VfL, andere kämpften dann eher in der Landes- oder Bezirksliga um wichtige Punkte für den Bergheimer Verein.

Unter den Gästen ist auch die Vereins-Ikone Kurt Mayboom. Er erinnert sich noch an seine Jugendzeit beim VfL Rheinhausen. „Bis Anfang der 1970er-Jahre war noch Feldhandball angesagt, da spielten wir auf dem Großfeld wie die Fußballer mit elf Leuten pro Mannschaft“, sagt der 68-Jährige, der seine Karriere 1965 in der D-Jugend begann. „Die Strafwürfe wurden dann von einer 14 Meter weit entfernten Linie auf das Fußballtor ausgeführt“, so das Urgestein. Mit dem Bergheimer Verein erlangte er in seiner A-Jugend-Zeit im Jahr 1974 die Deutsche Vizemeisterschaft im Hallenhandball. „Die 1970er-Jahre waren legendär. Mitte des Jahrzehnts schafften wir dann den Aufstieg in die Oberliga mit den Senioren“, so Mayboom. Danach spielte er für den Lokalrivalen OSC Rheinhausen und schnupperte Bundesligaluft. „Ich habe noch mit dem OSC gegen meinen Schwager Gerd Rosendahl, der auch seine Karriere beim VfL Rheinhausen begann, gespielt“, sagt Mayboom. 1978 wurde Rosendahl als OSC-Spieler Weltmeister unter Vlado Stenzel, ehe er zum VfL Gummersbach ging.

Die ehemaligen Handballerinnen und Handballer VfL Rheinhausen hatten sich viel zu erzählen. FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENSKYI

Und Weltmeister Gerd Rosendahl, der zwischen 1970 bis 1976 beim VfL Rheinhausen groß geworden ist, ergänzt: „Ich bin damals mit 17 Jahren zum OSC gegangen und war der jüngste Bundesliga-Profi dort, dann ging’s nach Gummersbach für mich.“ Zwei Spiele zwischen den Vereinen, OSC und VfL Gummersbach, gab es damals in der Bundesliga, in beiden habe Gummersbach gesiegt, weiß Weltmeister Rosendahl, der meist die Positionen Halbrechts oder Rechtsaußen bekleidete.

Aber zurück zu Kurt Mayboom: Nach dem Bundesliga-Intermezzo beim OSC habe es ihn sofort zurück zum VfL getragen. Insgesamt 50 Jahre habe sich der Veteran den Bergheimern gewidmet, hat sich als Jugend- und Damentrainer verdient gemacht, bis 2015 spielte er sogar in den Seniorenteams, zum Schluss noch in der dritten Mannschaft, mit. „Wir sind eine vollkommen handballverrückte Familie, jetzt spielt meine Enkelin Lina in der ersten Damen-Mannschaft“, sagt „Legende“ Kurt Mayboom.

Das „Meet and Greet“ geht weiter, irgendwie wirkt auch alles wie eine große Handballfamilie. Ähnlich engagiert ist Nicole Bongartz, geborene Heiselmeier: Auch sie hatte nach ihrer Zeit in der VfL-Jugendabteilung mit 17 Jahren beim Bochumer Verein Teutonia Riemke in der Frauen-Bundesliga angeheuert, kehrte zurück, spielte dann zwischen 2004 bis 2009 für das erste Frauenteam des VfL Rheinhausen und ist jetzt als Trainerin für die männliche D-Jugend verantwortlich. „Wir haben eine unglaublich große Nachfrage gerade im unteren Jugendbereich mit Anmeldungen für den Handballsport. Das kann auch auf die guten Ergebnisse der deutschen Handballer bei der WM zurückzuführen sein“, sagt die 45-jährige Jugendtrainerin. „Das Legenden-Treffen ist klasse, viele sind extra von ganz weit weg hier hin zurückgekommen, und man fragt sich oft, wann man mit wem zusammengespielt hat.“ Die weiteste Anreise hatte eine „Legende“ aus Wien.

Organisator Nils Petersen kennt alle Teilnehmer, schließlich hat er ja die riesige Whatsapp-Gruppe für die Kontakte aufgebaut, für alle „Legenden“ hat er einen freundlichen Handschlag, für die jüngeren die Begrüßungs-Faust parat. „Das ist ein tolles Gefühl, wenn man seine Mitspieler nach mehr als 20 Jahren wieder trifft oder jetzt die aktuellen Seniorenmannschaften spielen sieht. Wir werden diese ,Legenden-Treffen’ weiter fortführen, vielleicht im Zwei-Jahres-Rhythmus dann zukünftig.“ Und überall sieht man zufriedene Gesichter bei einem Glas Bier oder Wasser in Smalltalks über alte Zeiten vertieft, während Andreas Stones Hit „We can be Legends“ vom DJ an den Turntables ertönt.


Handball-Spiele runden das Treffen ab

Zum Programm des Legenden-Treffens gehörte auch der Besuch der Spiele der ersten Männer-Mannschaft und des ersten Frauenteams in der Sporthalle Krefelder Straße. Beide Mal ging es gegen die GSG Duisburg. Die VfL-Männer landeten einen 31:21-Kantersieg, die Rheinhauserinnen gewannen mit 30:23.

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